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Schwangerschaft und Studium – Traum oder Albtraum

· 2 Kommentare

Es gibt zwei Gründe weshalb du dich vermutlich dafür entschieden hast diesen Artikel zu lesen: Entweder du bist am Überlegen, ob es machbar oder sogar sinnvoll ist, während des Studiums ein Kind zu bekommen, oder es ist schon passiert, du bist schwanger! Wenn du also noch die Wahl hast und am Abwägen bist, zeigt dir dieser Artikel, was die Vor- und Nachteile einer Schwangerschaft im Studium sind. Wenn es schon „zu spät“ ist, zuerst einmal: Herzlichen Glückwunsch! Die ein oder anderen Informationen helfen dir sicherlich weiter und bereiten dich darauf vor, was dich die nächsten Monate erwartet!

Pflichtveranstaltungen – nimm mit was geht, so lange es noch geht

Schau dir deinen Studienverlauf genau an und versuche so viel wie möglich in den ersten Monaten deiner Schwangerschaft zu absolvieren. Leider kannst du nie genau voraussagen, wie so eine Schwangerschaft abläuft und wie es in dir in den letzten paar Wochen geht. Wahrscheinlich wirst du froh sein, um jedes Fach welches du vorgezogen und bereits absolviert hast. Generell ist es wichtig, dass du dir einen Überblick darüber verschaffst, wie viele Pflichtkurse du noch bewältigen musst. Wenn du zwischen verschiedenen Professoren wählen kannst, ist es sehr empfehlenswert sich für diejenigen zu entscheiden, die dich bereits persönlich kennen oder selber Kinder haben, bzw. im allerbesten Falle selbst während des Studiums Kinder bekommen haben.

Finanzen – keine Sorge, es gibt Hilfe!

Familienbeihilfe

Österreich hat ein sehr tolles System was die finanzielle Unterstützung von jungen Müttern bzw. Familien angeht. Es ist zum Beispiel verglichen mit dem Nachbarland Deutschland wesentlich besser! Die finanzielle staatliche Unterstützung setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Zum Einen bekommst du Familienbeihilfe. Der Anspruch auf Familienbeihilfe entsteht, wenn man selbst und das Kind den Lebensmittelpunkt ständig in Österreich hat, also unabhängig von der eigentlichen Staatsbürgerschaft. Ebenfalls unabhängig ist die Zahlung vom Einkommen. Also auch wenn du in Österreich bisher noch keiner Erwerbstätigkeit nachgegangen bist, bekommst du Familienbeihilfe. Du benötigst lediglich den Nachweis einer bestehenden Krankenversicherung welche in Österreich leistungspflichtig ist. Der aktuelle Satz für ein Kind ab Geburt bis 3 Jahren beträgt monatlich 105,40 Euro. Die Summe ist weiter nach Alter und Geschwistern gestaffelt. Zusätzlich wird ein Kinderabsetzbetrag ausgezahlt welcher 58,40 Euro beträgt. Insgesamt kannst du hier also für den Anfang mit einem Betrag von 163,80 Euro pro Monat rechnen. Allerdings ist es wichtig zu wissen, dass die Familienbeihilfe und der Kinderabsetzbetrag im 2 monatigen Rhythmus ausgezahlt werden! Familienbeihilfe kannst du ab dem Tag der Geburt beim zuständigen Finanzamt beantragen. Hast du diesen Zeitpunkt verpasst, ist das kein Problem. Bis zu 5 Jahre bekommst du rückwirkend das Geld ausgezahlt ab Tag der Antragsstellung.

Kinderbetreuungsgeld

Vornweg: Um irgendeine Art von Kinderbetreuungsgeld zu erhalten müssen die vorgeschriebenen Untersuchungen des Mutter-Kind-Passes ordnungsgemäß absolviert worden sein. Das heißt fünf Untersuchungen in der Schwangerschaft und fünf Untersuchungen des Kindes. Beim Kinderbetreuungsgeld gibt es zwei Systeme: die Pauschalleistung mit vier Varianten und das einkommensabhängige Kinderbetreuungsgeld. Als Studentin kommt für dich eigentlich nur die Pauschalleistung in Frage. Das einkommensabhängige Kinderbetreuungsgeld macht nur Sinn wenn du mindestens 6 Monate vor der Geburt eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit ausgeübt hast, welche dir ein höheres Einkommen eingebracht hat. Diese Variante wurde für Frauen geschaffen, welche sich nur kurz aus dem Berufsleben zurückziehen möchten und ist quasi als Gehaltsersatz gedacht. Man erhält hier für die Dauer von 12 Monaten 80 % seines letzten Gehalts (jedoch maximal 2.000 Euro pro Monat). Die Pauschalvarianten sind folgendermaßen gestaffelt:

Variante 12+2 Variante 15+3 Variante 20+4 Variante 30+6
33 Euro täglich bzw. 26,60 Euro täglich bzw. 20,80 Euro täglich bzw. 14,53 Euro täglich bzw.
1.000 Euro monatlich ca. 800 Euro monatlich ca. 624 Euro monatlich ca. 435 Euro monatlich

Die Zahlen nach der Variante geben jeweils die Anzahl der Monate an welche du Anspruch auf das Kinderbetreuungsgeld hast. Die Zahl hinter dem Plus gibt an wie viele Monate dein Partner zusätzlich Kinderbetreuungszeit nehmen kann. Wenn nur ein Elternteil alleine Kinderbetreuungsgeld bezieht gilt immer die erste Zahl! Du alleine kannst 12, 15, 20 oder 30 Monate in Karenz gehen. Dein Partner jeweils 2, 3, 4 oder 6 Monate zusätzlich. Überleg dir, wie lange dein Studium noch dauert, wie betreuungsbereit dein familiäres Umfeld und dein Freundeskreis vor Ort sind und informier dich über die individuell für dich gültigen Zuverdienstgrenzen und entscheide anhand dieser Faktoren welche Variante die beste für dich ist. Kinderbetreuungsgeld beantragt man ab dem Tag der Geburt bei der zuständigen Krankenkasse.

Weitere finanzielle Unterstützung

Es gibt noch mehr Möglichkeiten, um an Unterstützung zu kommen. Ein Beispiel ist die Beihilfe zum pauschalen Kinderbetreuungsgeld, über die du dich hier informieren kannst: http://www.bmwfj.gv.at/Familie/FinanzielleUnterstuetzungen/Kinderbetreuungsgeld/Seiten/BeihilfezumpauschalenKinderbetreuungsgeld%28.aspx

Kinderbetreuung – wohin mit meinem Kind?

Mach dir im vorhinein Gedanken ab wann und wie du die Betreuung für dein Kind organisierst. Wenn du zusätzlich zum Betreuungsgeld arbeiten gehen musst – wer passt auf dein Kind auf in dieser Zeit? Wenn du Pflichtveranstaltungen an der Uni hast – wer nimmt dein Kind für diese Zeit? Wenn dein Partner auch studiert könnt ihr euch vielleicht diesbezüglich ganz gut abstimmen. Wenn er aber Vollzeit arbeitet oder du alleinerziehend bist, bist du entweder auf die Hilfe deiner Familie und Freunde angewiesen (hier gilt es offen und ehrlich im Vorhinein abzuklären, wer in wie weit bereit ist zu helfen) oder du musst dein Kind in Fremdbetreuung geben. Hierbei solltest du zum einen bedenken, dass es dir als frisch gebackene Mutter sehr schwer fällt einen kleinen Säugling in fremde Hände zu geben und zum anderen, dass viele Betreuungseinrichtungen die Kinder frühestens ab dem 6. Lebensmonat überhaupt aufnehmen. Auch an der Uni Innsbruck gibt es eine Kinderbetreuungseinrichtung. Hier kannst du dein Kleinkind für 2 Euro pro Stunde während deiner Vorlesungszeiten abgeben. Allerdings empfiehlt sich hier eine sehr frühzeitige Anmeldung.

Freundeskreis – Bäumchen wechsle dich

Man sagt „Jede Schwangerschaft kostet 6 Freunde.“. Bereite dich mental darauf vor, dass dein Freundeskreis, welcher vermutlich zu einem Großteil aus gleichaltrigen Studenten besteht, dich nicht total euphorisch jubelnd durch die anstrengende Zeit der Schwangerschaft begleiten wird. Deine Interessen verschieben sich zwangsläufig etwas. Am meisten zeigt es sich jedoch bei der Freizeitgestaltung. Das einzige, was du nicht mehr machen solltest ist Ausgehen und dabei Alkohol konsumieren. Und wenn du jetzt ganz ehrlich bist, was ist die Lieblingsbeschäftigung deiner Kollegen? Stell dich also lieber mal darauf ein, dass sich dein Freundeskreis ein bisschen verlagert. Du bist nicht alleine! Es gibt noch unzählige andere junge Frauen, welche sich in der gleichen Situation wie du befinden. Und es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um diese ausfindig zu machen.

Angebote der Uniklinik Innsbruck

Die Klinik stellt für viele Belange den ersten Ansprechpartner dar. Du kannst hier einen Geburtsvorbereitungskurs machen, alle Infos dazu findest du hier. Schwangerengymnastik wird ebenfalls hier angeboten. Wenn du körperliche Beschwerden oder Probleme hast findest du hier natürlich auch Hilfe. Ebenfalls verfügt die Klinik über einen sozialen Dienst. Die zwei Damen stehen dir bei allen Angelegenheiten mit denen du dich konfrontiert siehst und nicht weißt wie es weiter geht oder dich mit der Organisation überfordert fühlst mit Rat und Tat hier zur Seite.

Hebamme – ja oder nein?

Wenn du gerne die Unterstützung durch eine Hebamme in der Vor- und Nachsorge bekommen möchtest, kümmere dich rechtzeitig darum, denn es gibt in Innsbruck nicht allzu viele Hebammen, welche mit der Krankenkasse abrechnen können – ansonsten musst du diese Dienstleistung selbst bezahlen. Die Kosten hierfür bewegen sich ca. um die 35 Euro pro Hausbesuch. Wenn du hier ohne Familienanschluss lebst, ist es sicher eine sinnvolle Sache, um eine Anlaufstelle bei Unsicherheiten sowohl in der Schwangerschaft als auch danach mit kleinem Baby zu haben. Eine nette Betreuung erfährst du zum Beispiel hier: http://hebammenpraxis-innsbruck.at/

Hilfe bei Konflikten

Hier findest du Hilfe, wenn du jemanden zum Reden brauchst oder Unterstützung bei Konflikten, welche die Schwangerschaft mit sich bringt. Die Beratung ist anonym und kostenlos. Eine Schwangerschaft ist für alle Beteiligten und ganz besonders für dich eine Extremsituation, da ist es keine Schande, wenn man einfach mal ein bisschen Orientierungshilfe benötigt.

Pro und Contra – es kommt wie es kommt!

Zusammenfassend lässt sich sagen: Ein Kind im Studium zu bekommen ist sicher nicht einfach. Die finanziellen Verhältnisse sind nicht die besten und das Umfeld meist noch weit entfernt von Kinderplanung. Natürlich zieht es sich sorgenfreier Kinder groß, wenn man finanziell abgesichert ist und vielleicht nicht der erste im Freundeskreis der sich für die Familiengründung entscheidet. Andererseits bist du zeitlich nie wieder so flexibel wie im Studium und wenn du fertig bist ist dein Kind vielleicht schon im Kindergarten- oder Schulalter, was den Start in den Beruf natürlich erleichtert. Auch ein Arbeitgeber wird es lieber sehen, wenn du schon ein oder sogar zwei Kinder hast, da er dann eher damit rechnen kann die nächsten Jahre nicht aufgrund eines Kinderwunsches auf dich verzichten zu müssen.

Tags: Allgemein

2 Antworten bis jetzt ↓

  • 1 lise // Jun 2, 2014 at 21:53

    was hier nicht erwähnt ist ist die äußerst schwierige vereinbarkeit von kleinkind (alleinerziehend/mitvollzeitarbeitendempartner) und studium im bachelor/master system – aufgrund der verschulung und nichtselbsteinteilbarkeit… muss man auch noch arbeiten um sich irgendwie zu erhalten ist es ziemlich unmöglich.
    noch dazu wenn man auf einer fakultät mit eher despotischer terminhandhabung studiert.
    ja. architektur. und kind. geht gar nicht. punkt.

  • 2 Admin // Jun 2, 2014 at 22:11

    Hallo lise, vielen Dank für Deinen Kommentar. Studieren mit Kind ist nicht einfach, das ist uns klar und sollte auch in dem Beitrag so rüberkommen. Uns geht es darum, einige Tipps zur Verfügung zu stellen.

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